Meldung

23.02.2021

Bilanz nach einem Jahr Corona

Bilanz nach einem Jahr Pandemie

Mittlerweile leben wir seit rund einem Jahr mit dem Virus SARS-CoV-2 und haben uns in einer zum Teil neuen Realität eingerichtet. Die gesundheitlichen, sozialen und ökonomischen Folgen der Pandemie prägten das Jahr 2020 und dürften die Welt auch 2021 im Griff behalten. Zeit für ein erstes Zwischenfazit – natürlich mit besonderen Blick auf die Bayerischen Ärzteversorgung.

Die Aktienmärkte reagierten auf die Pandemie und den sich abzeichnenden Stillstand der Weltwirtschaft zunächst mit einem starken Kursrückgang. So verlor allein der DAX im Anschluss an sein Mitte Februar markiertes Rekordhoch bei 13.795 Punkten in nur vier Wochen rund 40 % an Wert. Doch die umfangreichen Stützungsmaßnahmen vieler Staaten sowie der großen Zentralbanken zeigten Wirkung und verhalfen den Märkten zu einer schnellen und kräftigen Erholung. Trotz Corona-Einschränkungen erzielte der deutsche Leitindex Ende Dezember 2020 sogar neue historische Höchststände. Die deutsche Volkswirtschaft durchlebte im vergangenen Jahr eine schwere Rezession, vergleichbar mit der Wirtschafts- und Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009. Kaum Konsum, wenig Investitionen und einbrechende Exporte: Das Bruttoinlandsprodukt ist im Jahr 2020 insgesamt um 5,0 % zurückgegangen. Letztlich fällt das Minus aber deutlich niedriger aus, als es von vielen Wirtschaftswissenschaftlern erwartet worden war.

Die Vermögensanlagen der Bayerischen Ärzteversorgung haben sich in diesem schwierigen Umfeld als äußerst stabil erwiesen. Durch ein globales und nach Anlageklassen breit diversifiziertes Portfolio konnte unser Versorgungswerk schon die Abwärtsbewegung an den Kapitalmärkten deutlich abfedern. Da wir zudem bewusst an unserer strategischen Ausrichtung festgehalten haben, war es im weiteren Jahresverlauf möglich, an der starken Markterholung, insbesondere an den Aktienmärkten, zu partizipieren. Das bedeutet jedoch nicht, dass die ökonomischen Rahmenbedingungen keine Auswirkungen auf unser Ergebnis im Geschäftsjahr 2020 hatten, denn fast alle Anlagesegmente und alle Weltregionen waren betroffen. Dennoch konnte die Bayerische Ärzteversorgung nach den vorläufigen Geschäftszahlen eine Nettoverzinsung von 3,5 % erzielen. Die Kapitalanlagen sind um 4,6 % auf rund 26 Mrd. Euro angestiegen. Besonders beachtlich ist die Höhe der geleisteten freiwilligen Mehrzahlungen, die erstmals die Marke von 100 Mio. Euro erreichten. Ein deutlicher Vertrauensbeweis unserer Mitglieder an ihr Versorgungswerk. Dank des guten Geschäftsjahres 2019 sowie des – in Anbetracht der Rahmenbedingungen – verhältnismäßig zufriedenstellenden Verlaufs im Jahr 2020 war es möglich, die Rücklagen erneut auszubauen, um auch für künftige Krisen gerüstet zu sein. Zugleich wurden Anwartschaften und Versorgungsleistungen zum 1.1.2021 um 1 % dynamisiert. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass sowohl Ausgangsverrentung als auch Gesamtverrentung des Versorgungswerkes systembedingt höher ist wie bei der gesetzlichen Rentenversicherung.

Die Zentralbanken halten die Zinsen unterdessen weiterhin auf Rekordtiefstständen, um weltweit Regierungen bei der Finanzierung ihrer Konjunkturprogramme zu unterstützen. Die Schulden werden unweigerlich ansteigen – doch die Kosten, sie zu bedienen, dürften gering bleiben. Somit wird wohl auch bei einer nachhaltigen konjunkturellen Erholung ein niedriges Zinsniveau vorherrschen. Für institutionelle Investoren wie die Bayerische Ärzteversorgung wird die rentierliche Kapitalanlage damit zu einer noch größeren Herausforderung. Damit einhergehend vollzieht das Versorgungswerk den weiteren Umbau des Vermögens, weg von festverzinslichen Papieren hin zu werthaltigen Immobilien, aber auch alternativen Investments wie z.B. Private Equity und Infrastruktur. Diese Engagements sind gerade auf lange Sicht interessant, doch das ist für unser Versorgungswerk genau der richtige Anlagehorizont, da sich die Mitgliedschaft meist über viele Jahrzehnte erstreckt.

Als Reaktion auf die andauernde Niedrigzinsphase sahen sich Verwaltung und Selbstverwaltungsgremien des Versorgungswerkes veranlasst, den Rechnungszins zum 31.12.2020 um 0,25 Prozentpunkte auf 3,25 % abzusenken. Die Anpassung des Rechnungszinses hat allerdings keinen Einfluss auf die Höhe der Leistungen, da sie aus der Gewinnrücklage finanziert wird. Sie dient dem Ziel, die Leistungs- und Zukunftsfähigkeit des Versorgungswerks – unter den Vorzeichen eines fundamental veränderten Kapitalmarktumfelds – zu stärken. In einem berufsständischen Versorgungswerk ist der Rechnungszins nicht zu vergleichen mit dem Garantiezins in der Lebensversicherung, der derzeit noch 0,9 % beträgt. Der Rechnungszins stellt lediglich eine Rechnungsgrundlage bei den versicherungsmathematischen Berechnungen dar und ist so festzulegen, dass die langfristige Funktionsfähigkeit des Versorgungswerks nicht beeinträchtigt wird. Das bedeutet, dass der Rechnungszins dauerhaft die langfristige Rendite im Versorgungswerk nicht übersteigen darf. Wird in der Realität mehr Rendite erwirtschaftet, können mit dem Überschuss die Anwartschaften und Versorgungsleistungen entsprechend höher dynamisiert werden.

2020 war ein Jahr, das uns als Gesellschaft einiges abverlangt hat. Die vergangenen Monate haben aber auch gezeigt, dass gemeinsam vieles bewältigt werden kann – mit besonderer Flexibilität, einer pragmatischen Herangehensweise und mit dem Vorantreiben von Digitalisierungsprozessen. Daher sollte der Blick nach vorne gerichtet sein, denn Zeiten der Veränderung sind zugleich Zeiten des Aufbruchs. „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“. Dieses Zitat von Friedrich Hölderlin (1770-1843) ist in den vergangenen Monaten zu einem hoffnungsvollen Wortbegleiter geworden. Der vor 250 Jahren geborene Dichter lebte in einer Zeit, in der Seuchen wie Typhus und Pocken eine ständige Bedrohung darstellten. Die tröstliche Wirkung des Zitates entsteht also aus dem Wissen um die existenziellen Bedrohungen, die es in unserer Welt immer gab und dem gleichzeitigen Vorhandensein einer Hoffnung auf eine positive Wendung. Die Innovationskraft der Menschen im 21. Jahrhundert gibt berechtige Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Schließlich hat die Pandemie mit der historisch schnellen Entwicklung von Impfstoffen gezeigt, was internationale Kooperation in der Forschung bewegen kann.

Der Start ins Jahr 2021 verlief mit einer Mischung aus Zuversicht und Besorgnis. Im Hinblick auf die weltwirtschaftliche Entwicklung bestehen für den Verlauf des Jahres weiterhin zahlreiche Unsicherheiten, so dass an den Finanzmärkten mit Schwankungen und Rückschlägen zu rechnen ist. Mitten in einer Krise kann es schwierig sein, über die momentane Situation hinaus zu denken. Voraussichtlich werden uns die Lockdown-bedingten Einschränkungen noch einige Monate begleiten. Dennoch gibt es Signale, die Mut machen. Das Prinzip der berufsständischen Altersversorgung beweist einmal mehr seine Verlässlichkeit in Krisenzeiten. Die Bayerische Ärzteversorgung ist gut gerüstet in das Corona-Jahr gegangen und macht auch 2021 das Beste daraus. Möge der weitere Verlauf des Jahres Ihnen und Ihren Angehörigen vor allem gute Gesundheit, Glück und viel Zufriedenheit bringen.

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